Das Internet wird 50

Am 30. August 1969 nahm mit dem ersten Knoten des Arpanet der Vorläufer des Internets seinen Betrieb auf. Im vergangenen Jahr war erstmals mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung per Internet vernetzt – in Deutschland 57 Millionen Personen.

„Jedermann wird sein eigenes Taschentelephon haben, durch welches er sich mit wem er will verbinden kann, einerlei, wo er auch ist, ob auf See oder in den Bergen, ob in seinem Zimmer oder auf einem dahineilenden Eisenbahnzuge, dem durch die Luft gleitenden Aeroplan …“ Diese Vorhersage stammt aus dem Buch „Die Welt in 100 Jahren“,1910 in Berlin erschienen.

Nun blicken wir fünfzig Jahre zurück: 1969, im Jahr der ersten Mondlandung, träumte niemand von diesem Taschentelefon. Selten wagte jemand, sich mit Menschen am anderen Ende der Welt zu verbinden. Die älteren unter uns, also alle über etwa 40 Jahren, können sich noch an die Preise für ein so genanntes „Ferngespräch“ in Deutschland erinnern. Das war teuer und die Anrufe blieben deshalb möglichst kurz. Computer hatte niemand – außer großen Unternehmen. Der einzige Bildschirm im Haus war der am Fernseher, einer mit Röhre.

Das alles hat sich in rasendem Tempo geändert. Das Internet hat die Welt verändert. Es wird am 30. August 50 Jahre alt.

Ursprünglich war das Internet etwas kleiner geplant, als wir es heute kennen. Gerade einmal vier Universitäten in den USA sollte das sogenannte Arpanet verbinden, als die Pläne für eine Vernetzung von Computern Ende der 1960er Jahre Gestalt annahmen.

Der erste Knoten des Arpanet, ein sogenannter Host an der Universität von Los Angeles, nahm vor 50 Jahren, am 30. August 1969, seinen Betrieb auf. Er legte die Grundlage für das Internet und eine weltweite Erfolgsgeschichte. Im vergangenen Jahr war nach Zahlen der International Telecommunications Union (ITU) erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung online. Demnach nutzten 2018 rund 3,9 Milliarden Menschen das Internet. 2001, als diese Zahlen erstmals erhoben wurden, waren es gerade einmal 495 Millionen oder 8 Prozent der Weltbevölkerung.

In Deutschland nutzen nach Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat 92 Prozent der Menschen in der Altersgruppe zwischen 16 und 74 Jahren das Internet – das sind 57 Millionen Personen.

Die E-Mail wurde eine Art Killer-Anwendung

„Die Köpfe hinter dem Arpanet hatten die Vision, Computer miteinander zu vernetzen, um den wissenschaftlichen Austausch voranzubringen. Sie stellten dabei die bis dato gültigen Regeln der Punkt-zu-Punkt-Kommunikation auf den Kopf. Niemand konnte vor 50 Jahren ahnen, wie sehr dieses Vorhaben die Welt verändern würde“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Wir sollten uns öfter an die Geschichte des Arpanets erinnern, wenn wir über Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz oder Blockchain sprechen.“

Bis das Arpanet nach dem Startschuss im August 1969 wirklich Computer vernetzte, verging noch etwas Zeit. Zunächst wurde am 1. Oktober der zweite Knotenpunkt in Stanford aktiviert und es dauerte bis Dezember, bis auch Santa Barbara und die Universität von Utah angeschlossen waren. Die Mittel für das Projekt, das den Grundstein für das heutige Internet legte, kamen aus der staatlichen Advanced Research Projects Agency (ARPA), die dabei helfen sollte, die technologische Vorherrschaft der USA gegenüber der Sowjetunion sicherzustellen.

Obwohl nach dem Start des Arpanet schrittweise weitere Knoten hinzukamen, dauerte es noch drei Jahre, bis das Wachstum des Netzes richtig Fahrt aufnahm: 1972 wurde mit der E-Mail eine Art Killer-Anwendung für das junge Netz öffentlich vorgestellt. Waren davor durch das Arpanet in erster Linie Computer miteinander verbunden, so wurden nun Menschen vernetzt.

Das World Wide Web, das viele heute mit dem Begriff Internet verbinden, kam übrigens erst viel später und setzte 1989 auf die bereits vorhandene Vernetzung der Computer auf.