Elektroindustrie erwartet für 2021 fünf Prozent Wachstum

Wie immer Ende Januar veröffentlichte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) seinen Ausblick aufs neue Jahr. Auch die Industrie wurde von der Pandemie getroffen, aber die zunehmende Elektrifizierung und Digitalisierung stützen die Konjunktur.

Das Pandemiejahr 2020 hat auch die Elektroindustrie schwer getroffen, bei allen wichtigen Kennziffern mussten die Hersteller Verluste hinnehmen. Das teilte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) Ende Januar in Frankfurt mit. „Dennoch hat sich die Elektroindustrie etwas besser geschlagen als manch andere Branche des verarbeitenden Gewerbes“, sagte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. Die Produktion ging im Vergleich zu 2019 um sieben Prozent zurück, der Umsatz um sechs Prozent. Mit 180 Milliarden Euro erreichten die Erlöse nur das Niveau von 2016. Die Zahl der Beschäftigten ging dank Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurück. Zuletzt war noch jeder Achte in Kurzarbeit.

Bei der Produktion erwartet der ZVEI für 2021 ein Plus von fünf Prozent. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband im Laufe des Jahres 2022. Diese Prognosen unterliegen allerdings hohen Unsicherheiten. Hierzu gehört auch die Frage, wie lange der aktuelle Lockdown andauern wird oder ob er sogar erneut verschärft wird. Kegel appellierte an die Politik: „Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden. Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung.“

Mit Elektrifizierung und Digitalisierung gegen den Klimawandel

Einen Grund für die vergleichsweise gute Position der Branche sieht Kegel in der immer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung. Diese Trends sind eng verbunden mit der Bewältigung des Klimawandels – einer Herausforderung, der man aus Kegels Sicht nicht durch Verbote und Verzicht begegnen kann, sondern nur durch den breiten Einsatz von technischen Innovationen.

Der ZVEI-Präsident setzte dabei auf das Konzept der „All-Electric-Society“: Unter diesem Begriff wird die künftige globale Energieversorgung auf der Grundlage von hauptsächlich aus Sonnenenergie erzeugter Elektrizität propagiert. Der Sonnenstrom soll dabei als primäre Hauptenergieform fungieren, aus der in Phasen mit Energieüberschuss andere Energieformen durch Umwandlung gewonnen werden.

EEG-Umlage senken, CO2-Preis erhöhen

Hier sieht Kegel die Elektroindustrie in einer Schlüsselposition: „Die All-Electric-Society wird geprägt sein durch die intelligente Kopplung aller klimarelevanten Sektoren. In der durchgängigen Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung der Bereiche Energie, Industrie, Gebäude und Mobilität liegt großes Potenzial, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Das geht nur mit den Innovationen der Elektroindustrie.“ Nur so ließen sich nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaftswachstum und gesellschaftlicher Wohlstand vereinbaren.

Um die Chancen der All-Electric-Society besser nutzen zu können, sollte die Politik dringend nachjustieren. „Wenn grüner Strom der primäre Energieträger wird, muss er entlastet werden. Daher halten wir an unserer Forderung fest: Die EEG-Umlage muss jetzt rasch gesenkt und perspektivisch abgeschafft werden, der CO2-Preis dagegen steigen. Gleichzeitig müssen klimafreundliche Technologien in der Breite eingesetzt werden, um die nötigen Skalierungseffekte zu erzielen. Hierzu muss auch die Infrastruktur dringend ausgebaut werden – sei es im Gebäudebestand, der aufgrund veralteter Elektroinstallationen großteils nicht energiewendefähig ist, oder beim Laden von Elektroautos“, so Kegel weiter.