Großwärmepumpen sind kaum ein Produkt für den Fachvertrieb, aber eine interessante Technik und wichtig für die Wärmewende. Ein Bericht über Rekorde und was noch zu tun ist.
Die größte Flusswasser-Wärmepumpe Europas wird in Köln gebaut. Ende letzten Jahres beauftragte der Energieversorger RheinEnergie das Unternehmen MAN Energy Solutions mit dem Bau einer schlüsselfertigen Flusswasser-Wärmepumpenanlage im Kölner Stadtteil Niehl. Mit einer Wärmeleistung von 150 MW soll die Wärmepumpe ab 2027 rund 50.000 Haushalte in Köln mit klimaneutraler Fernwärme versorgen.
Großwärmepumpen boomen: Laut einer aktuellen Erhebung von Fraunhofer IEG und LEA Hessen ist die installierte Leistung zuletzt deutlich auf über 180 Megawatt angestiegen. Über 70 Projekte würden aktuell geplant oder gebaut, sagt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP). In anderen Ländern ist man dennoch weiter. Dänemark, Schweden oder die Schweiz setzen seit Jahren massiv auf Großwärmepumpen. In Dänemark werden 178 Anlagen mit über 580 Megawatt betrieben. Das sind mehr als dreimal so viele wie in Deutschland – obwohl das Land 90 Prozent kleiner ist.
In den nächsten Jahren sollen hierzulande Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 900 Megawatt entstehen. Dennoch sagt Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP: „Viele Projekte verzögern sich wegen regulatorischer Unsicherheiten oder könnten schlimmstenfalls ganz abgesagt werden.“
Beispielhaft verweist Sabel auf die Nutzung von Flusswasser als Wärmequelle: Mehr als die Hälfte der geplanten oder in Bau befindlichen Großwärmepumpen in Deutschland sollen das große thermische Potenzial von Flüssen erschließen. Doch fehle es bislang an einheitlichen Regeln für die Rückführung des abgekühlten Wassers in den Fluss. „Gerade in den Sommermonaten kann die Nutzung von Flüssen als Wärmequelle durch die Abkühlung überhitzter Gewässer neben der energetischen auch eine ökologische Funktion erfüllen“, so Sabel. Er fordert daher zügige, bundesweit abgestimmte Beratungen, um praxisnahe Regeln und Planungssicherheit zu schaffen.
Das gelte laut Sabel auch für die Förderung. So müsse die BEG-Förderung, über die auch viele Großwärmepumpen gefördert werden, stabil und praxisnah gestaltet werden – und die angekündigten Maßnahmen zur Strompreissenkung schnell umgesetzt werden. Ein zentrales Instrument der Bundesregierung für den Ausbau erneuerbarer Wärmenetze ist zudem die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Doch trotz ihres Potenzials bremsten unzureichende Mittel derzeit viele Vorhaben aus, so der BWP.
Fotonachweis und Bildunterschriften
Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe in Köln soll ab 2027 rund 100.000 Tonnen CO2 einsparen.
Foto: RheinEnergie
Die drei 50 MW-Einheiten der Flusswasser-Wärmepumpe von MAN Energy Solutions. RheinEnergie.
Foto: RheinEnergie