Erstes gedrucktes Haus Deutschlands offiziell eröffnet

Das erste gedruckte Haus Deutschlands ist bezugsfertig. Ende Juli wurde das von PERI mit einem COBOD BOD2-Betondrucker gedruckte Einfamilienhaus im nordrhein-westfälischen Beckum offiziell eröffnet.

Überall wird der 3D-Druck von Häusern ausprobiert. Das Online-Magazin 3Druck.com zählte im Juli 21 Unternehmen weltweit, die in diesem Bereich tätig sind. In Texas entstand schon 2018 ein kleiner Bungalow. Im Frühling durfte ein niederländisches Pärchen ihr gedrucktes Haus in der Nähe von Eindhoven beziehen. Und Ende Juli wurde das erste gedruckte Haus Deutschlands im nordrhein-westfälischen Beckum offiziell eröffnet und ist bezugsfertig.

Noch Anfang 2019 waren in der Deutschen Bauzeitschrift Zweifel zu lesen: In Deutschland unterliege das Bauen so vielen Regeln, dass es mit dem Hausdrucken so schnell nichts werde. Der Neubau in Beckum zeigt nun, dass hier alle Partner inklusive der Behörden in Nordrhein-Westfalen ein beeindruckendes Tempo gezeigt haben. Sogar das EnEV-konforme Bauen ist gelungen – eine Aufgabe, die man im Ausland so nicht kennt. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte das Projekt genehmigt und im Rahmen seines Förderprogrammes „Innovatives Bauen“ finanziell unterstützt.

Viele Partner an einem Strang

Auf der technischen Seite arbeiteten mehrere Partner zusammen. Für den Druck zeichnet PERI verantwortlich. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Weißenhorn ist einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen. Das PERI 3D-Betondruck-Team setzte für den Druck einen Betondrucker des Typs COBOD BOD2 ein. Er stammt vom dänischen Hersteller COBOD, an dem PERI seit 2018 beteiligt ist. Als Druckmaterial wurde der Druckmörtel „i.tech 3D“ von HeidelbergCement verwendet, die Mischtechnik kam von m-tec mathis technik gmbh. Bei der Erarbeitung der Genehmigung unterstützte das Ingenieurbüro Schießl Gehlen Sodeikat. Die Planung und Durchführung der entsprechenden Zulassungsprüfungen erfolgten durch das Centrum Baustoffe München der Technischen Universität München.

„Gemeinsam mit unserem Technologiepartner COBOD hat das PERI Team gezeigt, dass die 3D-Betondrucktechnologie marktreif ist. Das Projekt in Beckum ist ein Meilenstein, der in der Branche vieles in Bewegung gebracht hat“, so Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der PERI Gruppe.

Geplant wurde das Gebäude von MENSE-KORTE ingenieure+architekten. „Mit dem gedruckten Gebäude in Beckum haben wir sehr erfolgreich aufgezeigt was möglich ist, wenn sich Menschen zusammenfinden die unerschütterlich an eine Sache glauben und bereit sind, dafür Pionierarbeit mit all ihren Höhen und Tiefen zu leisten“, so Waldemar Korte.

Das Bauen wird sich verändern

In Zukunft wird es darum gehen, die Technik weiter zu entwickeln. Noch ist die Größe der Gebäude begrenzt, das Drucken von horizontalen Elementen wie Decken ist bisher auch nicht möglich.

Für die Handwerke ist interessant, dass die Positionen aller Steckdosen, Rohre, Fenster etc. vom Drucker bereits berücksichtigt werden. Schlitze müssen nicht mehr gestemmt werden – wenn die Planung stimmt. Beim 3D-Druck von Gebäuden bekommen also die frühe Zusammenarbeit aller Partner und die Planung ein ganz anderes Gewicht, weil Änderungen nicht mehr so einfach möglich sind, wenn der Druck erst einmal begonnen hat.

Wie diese Art des Bauens bei den Bauherren Deutschlands ankommt, werden wir sehen. Keinen Zweifel gibt es daran, dass sich am Bau viel verändert. „Das Bauen und Planen, wie wir es seit Jahrhunderten kennen, wird sich in vielen Bereichen grundlegend ändern“, sagt Architekt Waldemar Korte.